So unscheinbar die Fläche „Auf dem Butterberg“ in Sankt Augustin erscheint, so spannend ist ihre Geschichte.
Das heute (noch) landwirtschaftlich genutzte Areal ist ein ehemaliges Flussbett der Sieg und des Ur-Rheins. Unter einer dünnen Schichte fruchbaren Mutterboden liegen Kiese und Sande. Nach Süden, über die Arnold-Janssen-Straße sowie nach Südwesten Richtung Siegstraße grenzt der Butterberg an eine Erhöhung. Diese Geländestufe stellt den Übergang der sogenannten Mittelterrasse zur Niederterrasse des Rheins dar, an dessen Rändern über Jahrzehnte gegraben wurde – der Kiesabbau hat, heute kaum noch vorstellbar, ebenso wieder Tonabbau weit über 100 Jahre die Wirtschaftsgeschichte der heutigen Stadt Sankt Augustin geprägt.
In den vergangenen Jahrzehnten war der Butterberg der Landwirtschaft vorbehalten. Um das Jahr 2010 wurde der Butterberg mit dem Infrastruktur- und Förderprojekt Regionale.2010 zum Schutz der Landschaft, Landwirtschaft, des Artenschutzes und der Natur in das sogenannte „Freiraumprojekt Grünes C“ integriert (Informationen zum Projekt und den Schutzzielen findet man hier).
In den 1990er Jahren wurde von Politik und Stadtverwaltung der Wunsch vorgetragen, auf dem Butterberg in Sichtweite des Stadtzentrums Unternehmen anzusiedeln. Lage und Erschließung sind dafür gut und Freiflächen für eine bauliche Entwicklung im Stadtgebiet rar.
Im Jahr 1995 wurde hierfür die „Entwicklungsmaßnahme Zentrum-West“ geschaffen. Das Gerippe einer alten, großen Werbetafel steht bis heute (August 2021) auf dem Gelände. Während die Flächen und deren Entwicklung europaweit in die Vermarktung gingen, wurden Anfang der 2000er Jahre eine Baustraße in das Areal sowie ein Kreisverkehr zur Siegstraße, der „Freibad-Kreisel“, gebaut.
Es kam anders: Die Nachfrage blieb aus und der seitens der Verwaltung bereits vorbereitete Bebauungsplan Nr. 112, welcher die Art und den Umfang der Bebauung zwischen dem Freibad-Kreisel und dem Zentrum-West regeln sollte, ist weder zur sogenannten Beschlussreife geführt noch beschlossen und umgesetzt worden.
An ihrer Absicht einer gewerblichen Nutzung für „Gesundheit, Bildung, Forschung und Lehre“, wie es der Entwurf des Bebauungsplans seinerzeit vorsah, hielten die Stadtverwaltung und die Politik fest.
Im Jahr 2006 wurde die Absicht einer baulichen Entwicklung im Stadtentwicklungskonzept verankert.
Auch bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans für das Stadtgebiet von Sankt Augustin im Jahr 2009 wurde die bauliche Entwicklung festgesetzt.
Bereits im und vermutlich auch vor dem Jahr 2020 haben Vertreter der Stadt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über die Ansiedlung zweier Institute auf dem Butterberg-Areal gesprochen.
Am 02.02.2021 haben die Stadt und Vertreter des DLR die Pläne zur Ansiedlung der Institute und einen Suchraum für eine städtebauliche Entwicklung vorgestellt. Hier gibt es die Unterlagen und ein Protokoll der Sitzung im Bürgerinformationssystem des Rates der Stadt Sankt Augustin. Siehe Tagesordnungspunkt 7!
Am 21.04.2021 wurden in einer Ausschusssitzung des Stadtrates zwei städtebauliche Entwürfe, die von einem Planungsbüro im Auftrag von Stadt und/oder Investor erstellt worden sind, die zeigen, wie das Butterberg-Areal bebaut werden könnte.
Ein Vergleich zu den am 02.02.2021 (siehe Präsentation des Investors, PDF-Datei auf der Homepage der Stadt Sankt Augustin) vorgestellten Suchräumen zeigt: die städtebaulichen Entwürfe gehen plötzlich deutlich über die Grenzen der Suchräume hinaus. Zudem soll der zentrale Geh- und Radweg des Grünen C, der sogenannte Link, im Butterberg-Areal aus der bisherigen Sicht- und Verkehrsachse verschoben werden. Ein mit Fördermittel von Bund, Land und EU gepflanzer Baum, Gestaltungselemente sowie diverse Karten müssten erneuert werden.
Seither bereiten Stadt, Politik und Investor die Bebauung des Butterberges vor. Wie und wo genau welche Gebäude stehen sollen, ist – so beteuert es die Stadt – noch offen, wenngleich die städtebauliche Variante 2 von Stadt und Investor derzeit offenbar favorisiert wird (PDF-Download von der Homepage der Stadt).
Am 01.07.2021 haben Politik und Verwaltung erneut über die Pläne beraten und den Sachstand erörtert. Denn auf private Initiative des Diplom-Biologen Andreas Fey ist eine dritte Variante (Variante 3) für eine städtebauliche Entwicklung ins Spiel gebracht worden, die Bebauung, Naturschutz, Artenschutz sowie den Erhalt von Sichtachsen und Landschaftsräumen vereinen soll.
Im Herbst 2021 sollen die politischen Beratungen fortgesetzt und Entscheidungen zur abschließenden städtebaulichen Entwicklung des Butterbergs gefällt werden.